Auch schon kriegsmüde? Ein tödlicher Fehler!

Frau mit Brille, in Winterjacke, Mütze und gepunktetem Schal auf der ukrainischen Demo in

Neulich hat mich eine Bekannte mitleidig gefragt, wie es mir gehe. Fast hätte ich losgejammert, wie schlimm alles sei und wie krank mich die systematische Vernichtung meines Heimatlandes Ukraine, macht. Doch ich konnte mich zusammenreißen.

Denn es geht mir blendend, uns allen hier in sicherem und sattem Deutschland geht es blendend. Wir haben alles, und noch so viel mehr, was wir für ein gutes Leben brauchen. Plötzlich wird uns bewusst, dass ein Dach über dem Kopf, Lebensmittel, Medikamente, fließendes Wasser und der ganz banale Alltag doch nicht so selbstverständlich sind und von heute auf morgen verschwinden könnten.

Doch trotz schrecklicher Bilder, trotz Millionen ukrainischer Flüchtlinge, trotz steigender Energiepreise leben wir unser Leben und gewöhnen uns an das Leid. Das ist bei allen großen Krisen so, und auch notwendig, weil wir Menschen nicht in andauernder Anspannung leben können. 

Eines Tages wird die gelb-blaue Beleuchtung abgeschaltet, immer weniger Menschen kommen auf die Demos, eines Tages lässt die Hilfsbereitschaft nach. Eines Tages kommen so viele Geflüchtete, dass es zu einer kaum zu stemmender Belastung für die Gesellschaft wird.

Eines Tages werden wir „kriegsmüde“

Schon wieder: Wie nach Tschetschenien, wie nach Georgien, wie nach Aleppo, wie nach Krym und Donbas.

Doch jetzt nachzulassen und Ukraine aufzugeben wäre ein tödlicher Fehler. Es ist für das Überleben unserer Zivilisation notwendig, die Ukraine so lange zu unterstützen, bis dem böse Möchtegern-Imperium alle seine Giftzähne gezogen sind und es in seine Einzelteile zerfallen ist.

Viele Menschen wünschen sich Frieden und wollen nicht mit der Wahrheit über die riesige terroristische Organisation namens Russische Föderation konfrontiert werden.  Ein Bekannter hat gesagt, dass diese Hysterie auf der energetischen Ebene alles noch viel schlimmer macht. Oft lese ich, wie den Ukrainern empfohlen wird, sich endlich zu ergeben.

Es ist für mich unbegreifbar, aber es gibt hier immer noch sehr viele Putinversteher, die sein Geschwafel vom bösen Nato, den „legitimen“ russischen Interessen in Osteuropa und den ukrainischen „Nazis“ wiederholen. Man solle bitte schön die „friedliche“ Sprache nutzen und die Situation nicht noch mehr zu eskalieren.

Wir sehen jetzt, was unser aller Schweigen und die Beschwichtigung nach all den russischen Verbrechen der letzten zwanzig Jahren angerichtet hat. 

Das Monster ist übermächtig geworden und bedroht jetzt die ganze Welt.

Ich möchte auch nochmal mit der Illusion aufräumen, dass Putin allein für diese Katastrophe verantwortlich sei und das arme russische Volk genauso ein armes Opfer sei. Das mag sogar für einige wenige mutige Russen gelten, aber wer sitzt in all den Panzern, wer schießt die Raketen auf die ukrainischen Dörfer und Städte? Wer sitzt in den Flugzeugen, die Bomben auf unsere Wohn- und Krankenhäuser abwerfen? Wer wartet und betankt diese Flugzeuge?  Wer arbeitet in all den Waffenfabriken? Wer backt Brot und bereitet Essensvorräte für die Truppen vor? Wer arbeitet in den staatlichen Medien und verbreitet weltweit (!!!) die irrsinnige Propaganda?

Es gibt einen kollektiven Putin, genauso wie es einen kollektiven Hitler gab!

Im Gegensatz zu Deutschland hat sich Russland nie für seine Verbrechen während der Sowjetzeit entschuldigt. Im Gegenteil, in den letzten zwei Jahrzehnten entwickelte sich ein regelrechter Stalin- und Militärkult, und die Gesellschaft hat es dankbar angenommen. Russland hat sich „endlich von den Knien erhoben“, man fühlte sich wie eine Herrenrasse. Und mit jeder erfolgreichen militärischen Operation wurde dieses Gefühl stärker.

Aktuelle Umfragen (März 2022) zeigen eine deutlich gestiegene Unterstützung für Putin seit dem Beginn der „militärischen Spezialoperation“ in der Ukraine.

Jedes Jahr im Mai gibt es eine pompöse Militärparade auf dem Roten Platz, neben den Stalin-Porträts gibt es dort Babys in Soldatenuniform und als sowjetische Panzer dekorierte Kinderwagen. Hier ist der Link zur Google-Bildersuche.

Einige dieser Kinder sind inzwischen in echten Panzern in der Ukraine unterwegs. Und sie sind gerne dort und wissen ganz genau, was sie tun. Das zeigen die veröffentlichten Landkarten, die sie dabeihaben und die Kommunikation mit den Angehörigen.  

Viele Russen sehen sich dem moralisch degradierten Westen haushoch überlegen. Das hindert sie aber nicht daran, westliche Errungenschaften in Medizin und Technologie zu nutzen und für ein spontanes Shopping nach Mailand oder München rüberzufliegen. Jetzt, dass es wegen der Sanktionen nicht so einfach geht. Um weiterhin Zugang zur zivilisierten Welt zu haben, erfinden die Russen allerlei Tricks, so fliegen jetzt Tausende schwangere Russinnen nach Argentinien, um über das dort geborene Kind den argentinischen Pass zu bekommen.

Und gleichzeitig verachten sie verweichlichte westliche Demokratie und Liberalismus, Meinungsfreiheit und Diversität. Es würde ihnen nicht im Traum einfallen, den Botox-Zwerg im Bunker zu stürzen und selbst eine zivilisierte Gesellschaft zu werden.

Russland will die westliche Demokratie zerstören 

Machen wir uns nicht vor, es ist der feuchte Traum vieler Russen, mit den Panzern am Brandenburger Tor einzurollen und bei Lissabon die Stiefel im Atlantischen Ozean zu waschen. Oder glaubt jemand ernsthaft, Russland wird ein netter Nachbar von nebenan, wenn es mit seinen Panzern und Atomraketen direkt an der europäischen Grenze steht? Und ist man wirklich bereit, einen brutalen Völkermord in der Ukraine zuzulassen?

Wie das aussehen kann, haben wir in den von den russischen Besatzern befreiten Kyiwer Vororten wie Butscha und Hostomel gesehen. Nur würde das millionenfach geschehen wie schon während des Roten Terrors im zwanzigsten Jahrhundert. Wie im Orwellschen Neusprech, nennt man das in Russland die „Befreiung von den Nazis.“

Mütterchen Russland will und wird uns alle auch „befreien“, wenn wir es zulassen. Die Ukraine hat Pech, direkter Nachbar und größter Opfer dieses kranken Regimes zu sein. Und kämpft heldenhaft gegen die Verbreitung des russischen Faschismus, dabei sie zahlt einen unermesslich hohen Preis in Tausenden Toten und Verstümmelten, Millionen Traumatisierten und zugrunde zerstörter Wirtschaft.

Daher mein Appell an alle – bleiben wir standhaft, unterstützen wir die Ukraine so lange, bis auch der letzte russische Okkupant zu seiner Mami zurückgelaufen ist. Und noch weiter, bis dieser terroristische Staat namens Russische Föderation in seine Grenzen verwiesen und keine Bedrohung für den Weltfrieden mehr ist.

Eine Demokratie muss wehrhaft sein

In schöner Regelmäßigkeit erscheinen sogenannte „Friedensmanifeste“ von den sogenannten deutschen Intellektuellen, die Verhandlungen mit Russland fordern und um am liebsten Waffenlieferungen an die Ukraine sofort stoppen würden. Diese Pamphlete sind an Zynismus nicht zu überbieten, sind realitätsfremd, ignorant und einfach brandgefährlich. Nicht ausgeschlossen, dass einige der Unterzeichner nicht einfach dumm sind, sondern direkt den Herren im Kreml zuarbeiten.

Deshalb gehen wir Ukrainer fast wöchentlich auf die Straßen und sprechen oder besser gesagt, schreien darüber. Seit wann ist es etwas Gutes, dem Verbrecher Zugeständnisse zu machen? Haben wir denn nichts aus der Geschichte gelernt? Glaubt jemand wirklich, dass Russland in der Ukraine halt macht und zum guten EU-Nachbar wird, mit dem man Vodka trinken und Schaschlik grillen kann? Putin selbst und seine Propagandisten wiederholen täglich, dass deren Ziel die Errichtung eines russisch dominierten „Eurasiens“ von Wladiwostok bis Lissabon ist.

Kommt zu den ukrainischen Demos und helft uns, unser schönes Europa zu retten!

Heute ist mir mal wieder langweilig und ich fahre nach München zu einer Demo anlässlich der Sicherheitskonferenz (Sarkasmus aus!). Während Politiker und Diplomaten aus der ganzen Welt im Hotel „Bayerischer Hof“ tagen, kriechen all die NATO-Gegner, Amerikahasser, Altkommunisten, Links- und Rechtsextreme, Putinvesteher und Russland-Romantiker aus ihren Löchern und werden in einer riesigen lauten Kolonne durch die Münchener Innenstadt ziehen.

Sie dürfen die Demokratie mit den Mitteln der Demokratie bekämpfen, so ist das Gesetz. Doch man darf das nicht einfach hinnehmen, es braucht ein Gegengewicht, und deshalb gibt es heute auch eine Gegendemo am Odeonsplatz, viele interessanten Redner werden erwartet.

Plakat zur ukrainischen Demo anlässlich der Münchner Sicherheitskonferenz.

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