Ich bin aus allen Wollken gefallen, als meine Bekannte, leidenschaftliche Kräuterpädagogin und Mutter von 4 Kindern, plötzlich verkündete, sie und ihre Familie essen von nun an ausschliesslich Fleisch. In ihrem Kurs Thrive on meat only erklärt sie die Grundlagen und wie die carnivore Ernährung unser Planet retten kann. Spannend, auch wenn es für mich erstmal nicht in Frage kommt, es ist mir zu einseitig und zu dogmatisch.
Solche Ernährung-Extreme begegnen einem ständig: vegan, vegetarisch, Paleo, Rohkost, fettarm, Keto (sehr fettlastig), OMD (one-meal-a-day), öfter, aber wenig essen… Und alle Experten behaupten, nur ihre Ernährungsform sei die beste für alle und für das Klima. Doch könnte es vielleicht sein, dass alles richtig ist, aber nicht für jeden? Und nicht immer und überall?
Als ich zum ersten Mal von Ayurveda und unterschiedlichen Konstitutionstypen (Doshas) hörte, fand ich den individuellen Ansatz sofort einleuchtend. Unser Körper ist schließlich ein höchst dynamischer Haufen, egal wie fest wir uns selbst im Spiegel erscheinen, wir verändern uns jede Millisekunde unseres Seins.
Wir bestehen schätzungsweise aus 100 Billionen oder 100 000 000 000 000 einzelnen Zellen. Pro Sekunde laufen dort Milliarden Stoffwechsel-Prozesse ab: neue Zellen werden gebildet, kranke zerstört und abtransportiert, Nervenimpulse weitergeleitet, Synapsen gebildet, Nahrung verdaut, integriert und ausgeschieden… Kurzum – der menschliche Körper ist eine Dauerbaustelle –
Dabei ist die Ernährung der wichtigste Aspekt, der unsere Physiologie beeinflußt. Aber auch unsere Umwelt, unser Beruf und unsere Mitmenschen formen uns, so dass am Ende ein einzigartiges Individuum mit ganz individuellen Bedürfnissen steht.
Gemeinsam ist uns allen, dass unser Wohlbefinden von der Qualität der Nahrung abhängt, von der Qualität und Menge der Bausteine, mit denen wir unsere innere Dauerbaustelle beliefern. Doch egal, wie frisch und schmackhaft unsere Nahrung ist – wenn wir sie nicht gut verdauen und verwerten können, bringt es wenig. Und wenn es nicht genug benötigter Bausteine enthält, z.B. Aminosäuren oder Vitamine, dann gibt es irgendwo im Körper einen Baustopp.
Grundprinzipien der ayurvedischen Ernährung
Faszinierend finde ich, dass sich die Menschen wohl schon seit Jahrtausenden den Kopf darüber zerbrachen, womit sie den Magen am besten füllen sollen. Hatten sie wirklich so viel Auswahl? Jedenfalls soll die wichtigste ayurvedische Schrift Charaka Samhita mindestens 3 Tausend Jahre alt sein.
Die Qualität der Nahrung und die Stärke des Verdauungsfeuers (Agni) werden im Ayurveda als gleichberechtigte Aspekte angesehen. Hier nähern sich die ayurvedische Tradition und moderne Wissenschaft allmählich an, z.B. bestätigt die Mikrobiomforschung, dass die Gesundheit vor allem im Darm entsteht. Laut Weltgesundheitsorganisation ist die schlechte Ernährung für rund 50 Prozent der Todesfälle infolge der Herz-Kreislauferkrankungen verantwortlich.
Nach Ayurveda produziert das Verdauungsfeuer entweder das gute Ojas (Gesundheit und Vitalität) oder das schlechte Ama (Trägheit und Krankheit).
Dr. Stuart Rothenberg, amerikanischer Arzt, Ayurveda-Experte und Professor an der Maharishi International University, gibt einige generelle Empfehlungen für gute Verdauung:
- frische und frisch zubereitete Lebensmittel verwenden, Reste vermeiden (die Resteverwertungsqueen in mir ist empört!)
- lakto-vegetarische Ernährung soll für die meisten Menschen bekömmlich sein (na ja, schauen wir mal, Milch ist schon mal das Problem)
- nicht zu viel oder zu wenig essen, der Magen soll zu zwei Dritteln gefüllt sein (würde theoretisch auch eine Menge Geld sparen)
- stark verarbeitete und belastete Lebensmittel meiden (unsere Hamstervorräte behalte ich trotzdem noch)
- achtsam und in Ruhe essen (ich übe noch;)
- das Mittagessen soll die Hauptmahlzeit des Tages sein, weil die Verdauungskraft dann am stärksten ist (passt gut in meinen Tagesablauf)
- abwechslungsreich kochen und viele Gewürze entsprechend dem Dosha-Typ verwenden, um alle Sinne anzusperchen (finde ich sympathisch und lernwürdig).
Individuelle Ernährungtypen nach Doshas
Doshas sind die drei Merkmale unseres Körpers und bilden unsere gesamte Physiologie ab. Wenn sie im optimalen Gleichgewicht sind, sind wir gesund. Dieses Gleichgewicht zu erreichen, ist das Hauptziel des Ayurveda.
Jeder Mensch vereint in seinem Körper alle drei Doshas in jeweils ganz individueller Zusammensetzung. Nur ganz selten haben die Doshas gleiche Anteile. Meistens ist eine Dosha dominierend, dicht gefolgt von einer anderen und schwach ausgeprägten dritten. Die dominierende Dosha neigt zum Ungleichgewicht, was zum Unwohlsein führen kann. Durch verschiedene Maßnahmen, allen voran die Ernährung, kann die Balance wiederhergestellt werden. Das wiederum unterstützt die Selbstheilungskraft, die ich unser innerer Arzt und Apotheker nenne.
Vata steht für Bewegung, Transport und Kommunikation und wird dem Dickdarm zugeordnet. Scharfe, bittere, herbe und adstringierende (zusammenziehende) Speisen erhöhen Vata. Das sind z.B. Hülsenfrüchte, Koriander, grüne Bananen, Schwarztee, Sellerie, Blattgemüse.
Pitta regelt die Energie und den Stoffwechsel und sitzt vor allem im Dünndarm. Scharfe, salzige und saure Speisen erhöhen Pitta.
Kapha regelt die Schmierung und die Struktur und ist im Oberkörper zu Hause. Salzige, süße und saure Speisen erhöhen Kapha.
Durch bestimmte Gewürzmischungen, gekauft oder selbst zubereitet, kann man seine Speisen feinjustieren, auch wenn man wenig Zeit zum Kochen hat oder für die Familie kocht.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, seine Dosha-Zusammensetzung zu ermitteln.
Eine erste Idee bekommt man nach der Auswertung eines kostenlosen Fragebogens, wie er auf zahlreichen Ayurveda-Seiten zu finden ist, z.B. im Maharishi Ayurveda Shop. Feinere und individuellere Ergebnisse erfährt man bei einem Ayurveda-Arzt oder-Berater.
Meine dominierende Dosha ist Pitta, danach kommt Kapha, und Vata ist etwas unterrepräsentiert. Das bedeutet, dass ich kalte Speisen und Getränke gut vertrage, Kaffee weglassen und gut gewürzte Speisen mit vielen bitteren und adstringierenden (zusammenziehenden) Anteilen bevorzugen soll. Kalt und bitter mag ich tatsächlich gerne, aber wie soll ich ohne Kaffee funktionieren???
Mit einem ayurvedischen Porridge könnte man mich jagen, und Ghee (geklärte Butter) ist auch nicht so meins. Aber ich könnte ja irgendwo anfangen und schauen, wohin es mich bringt. Die Verwendung von Kräutern und Gewürzen finde ich sehr interessant und möchte in diesem Bereich gerne weiterlernen, denn ich bin eine ausgesprochene Kräuterhexe;)
Meine Co-Bloggerin aus The Content Society, Bernadette Volbracht empfiehlt, einfach anzufangen und sich langsam vorzutasten, ohne sofort sein Leben komplett zu umkrempeln. Dann wird man ihrer Ansicht nach Erfolg mit Ayurveda haben. Kleine Erfolge motivieren wiederum, weiterzumachen.
Was ist besonders an Maharishi Ayurveda?
Der indische Physiker und spiritueller Lehrer Maharishi Mahesh Yogi benutzte einen erweiterten Begriff der Nahrung und betonte insbesondere das Bewusstseinsaspekt von Ayurveda. Von ihm stammt das Zitat:
„Nahrung ist alles, was aus irgendeinem Wahrnehmungsfeld, durch irgendeinen Wahrnehmungssinn, irgendeinen Modus des Geistes und irgendeinen Modus des Intellekts aufgenommen wird.“
Maharishi Mahesh Yogi
Mit der Einbeziehung des Bewusstseins ist gemeint, dass alles, was ist, auch einen tiefen geistigen Ursprung im vereinten Bewusstseinsfeld (Physik nennen es das Quantenfeld) hat. Die Nahrungsaufnahme und Verwertung erfolgt auf verschiedenen Ebenen dieses Bewusstseins – von der feinsten Quantenebene zur groben Struktur (z.B. einem Apfel) und über die Verdauung zurück zum Ursprung.
Dabei verändert jeder Biss und jeder damit verbundene. Sinneseindruck (Struktur, Geruch, Kaugeräusch und Geschmack) unsere Physiologie, auch wenn es nur eine ganz kleine Erfahrung ist. So wachsen und entwickeln wir uns.
Je besser die Qualität der Lebensmittel ist, die wir zu uns nehmen, desto gesünder, widerstandsfähiger und glücklicher sind wir. Wenn die physiologische Bedürfnisse gut erfüllt sind, dann kann sich das individuelle Bewusstsein hin zur holistischer Perspektive weiterentwickeln. Eine Binsenweisheit, und trotzdem essen und tun wir manchmal Dinge, die nicht gut für uns sind.
Hier verspricht Maharishi Abhilfe durch die Transzendentale Meditation (TM). Wer regelmäßig meditiere, verspüre weniger Verlangen nach ungesunden Snacks, neigt nicht zum Überessen und wählt intuitiv die richtigen Lebensmittel. Ich werde berichten;)
*Dieser Artikel entstand im Rahmen meiner aktuell laufenden Ausbildung zur Bewusstseinsberaterin (Consciousness Adviser Course) an der Maharishi International University
Liebe Marianna, deine Überlegungen und auch diese Lehre, die du gerade studierst, passt sehr gut zu dem, was wir im Storchengarten versuchen zu zeigen. Lebensmittel erzeugen, die schon unsere Vorfahren gegessen haben und auch die einzuführen, die gesund sind. Wie der wunderbare Ameranth. Der in Indien und Bangladesh zum Grundnahrungsmittel gehört. Man verwendet dort die gesamte Pflanze. Mach dich mal schlau. Wie lange geht deine Ausbildung noch und musst du dafür bezahlen? LG
Doris
Noch etwas anderes. Wenn du eine ukrainische Familie kennst, die noch keine Wohnung haben. Hier wird gerade eine neu hergerichtet. 2,5 Zommer voll möbliert. Sie sollte 2 Jahre bleiben wollen. Eine große Gartenanlage ist genau gegenüber. Q