Werte bestimmen unsere Entscheidungen, aber manchmal wird es erst im Rückblick klar. Dann wird plötzlich klar, warum auf diese oder jene Weise gehandelt hat. Es lohnt sich, sich mit eigenen Werten zu beschäftigen und über sich selbst zu reflektieren. Und es hilft den potenziellen Klienten, sich für oder gegen eine Zusammenarbeit zu entscheiden-ein Gewinn für beide Seiten.
Meine Werte habe ich mithilfe des kostenlosen Wertetests bestimmt.
Verantwortung
Ich habe Jahrzehnte gebraucht, um zu verstehen, dass ich selbst für mein Leben und meine Gesundheit verantwortlich bin. So wie mein Leben jetzt ist, ist es die Summe meiner kleinen und großen Entscheidungen und Handlungen. Bei einigen Dingen ist es offensichtlich, andere scheinen eher an den Haaren herbeigezogen. In den esoterischen Kreisen ist das Gesetz der Resonanz populär, demnach ziehen wir mit unseren Gedanken alles an und formen so unsere Realität. Etwas Wahres ist bestimmt dran, aber ich würde es nicht so absolut sehen. Sind die Ukrainer etwa dafür verantwortlich, dass der kleine giftige Psychopath namens putin von einem Imperium träumt und Millionen Leben dafür opfern will?
Noch vor 10–15 Jahren war mir dieser Wert nicht so wichtig, auch wenn ich mich schon als verantwortungsvoll und verlässlich bezeichnen würde. Jetzt verstehe ich die Verantwortung viel umfassender, in viel mehr Aspekten.
Das fängt mit dem Verständnis, wer wir wirklich sind. Ich sehe uns Menschen wie die Wellen eines Ozeans, individuell, aber untrennbar mit Ozean und anderen Wellen verbunden. Ohne Wellen gibt es keinen Ozean, und ohne Ozean gibt es keine Wellen. Auf der subtilsten Ebene der Existenz ist alles mit allem verbunden, die Wissenschaft deutet auch immer mehr in diese Richtung. Das bedeutet, dass alles, was ich mache oder nicht mache, beeinflusst das große Ganze, und sei es noch so winzig. Die Summe dieser Taten ergibt die Welt, in der wir leben.
Ein Beispiel: jeder hat schon mal vom Insektensterben gehört. In den vergangenen 30 Jahren schrumpfte die Insektenbiomasse in Deutschland um etwa 75 Prozent! Wenn es so weitergeht, werden ganze Ökosysteme zusammenbrechen und wir werden unsere Nutzpflanzen per Hand bestäuben müssen. Was können wir als Einzelne dagegen tun? Na, zum Beispiel, indem wir unsere privaten Gärten insekten- und lebensfreundlich gestalten. Nach Schätzungen ist die Gesamtfläche der Privatgärten in Deutschland mehr als doppelt so groß wie alle Naturschutzgebiete, die Hebelwirkung ist also nicht zu vernachlässigen.
Wie sieht es aber in der Realität aus? Die meisten entscheiden sich doch für einen Rollrasen, umrahmt mit Lorbeerhecke oder noch krasser: eine „pflegeleichte“ Steinwüste. Zum Glück steuern die Kommunen bereits um, verbieten Schottergärten und lassen auch mal Wildblumen stehen. Meine Sorge ist nur, dass es nicht schnell und weit genug geht.
Handle so, dass die Maxime deines Handels zum allgemeinen Gesetz werden könne“
Der kategorische Imperativ frei nach Kant
Ein anderes Beispiel: als Ukrainerin fühle ich mich sehr mit meiner Heimat verbunden, auch wenn ich schon seit über 25 Jahren in Deutschland lebe. Ich fühle mich dafür verantwortlich, die Menschen dort in ihrem Kampf gegen die russischen Barbaren nach meinen Kräften zu unterstützen. Ich gehe auf die Demos, thematisiere den Krieg auf meinem Blog, versuche jedem Interessierten die Hintergründe zu erklären, sammle Hilfsgüter und spende für die Armee.
Und das tun Millionen andere Ukrainer und Ukraine-Freunde auch, ohne diese Unterstützung wäre die Ukraine wirklich innerhalb weniger Tage zusammengebrochen. Dieses Phänomen der dezentralen Freiwilligenbewegung in der Ukraine ist absolut bemerkenswert und eigentlich ein Wunder. Die Gesellschaft hat sich weiterentwickelt, die Menschen erwarten nicht mehr, dass von oben alles geregelt wird, sondern übernehmen selbst die Verantwortung. Und das, obwohl die Sowjets jahrzehntelang jegliche Eigeninitiative im Keim erstickt und mit Gefängnis oder Tod bestraft haben.
Diese Entwicklung hin zu einer Gesellschaft freier und verantwortlicher Individuen freut mich ungemein und gibt mir Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Es gibt freilich noch viel zu tun, die Mehrheit verharrt immer noch in dieser Mentalität der gelernten Hilflosigkeit. Auch ich selbst gehe oft genug Kompromisse ein und handle nicht absolut im Einklang mit diesem Wert.
Selbstbestimmung
Hat nicht jeder diesen Wert? Möchte nicht jeder selbst über sein Leben bestimmen können? Ich denke schon, aber trotzdem versteht jeder etwas anderes darunter, abhängig von seiner Erziehung und Lebensumständen.
Laut meiner Mutter war ich schon als Kind sehr freiheitsliebend und selbstbestimmt. Gepaart mit der Sturheit habe ich die Familie oft genug zur Verzweiflung gebracht, sorry;). Ich erinnere mich an den gescheiterten Versuch, mich mit 5 oder 6 Jahren im Kindergarten anzumelden (damals wurde erst ab 7 Jahren eingeschult). Bis dahin war ich ein echter Wildwuchs, gewohnt, mich mit Freunden im Wald und in den Wiesen herumzutreiben und machen, was ich wollte. Und plötzlich sollte ich mich auf dem kleinen geschlossenen Gelände aufhalten, Mittagsschlaf halten und den strengen Erzieherinnen Folge leisten? Nicht mit mir, und so durfte ich den Rest der Vorschulzeit zu Hause unter lockerer Obhut von Großeltern verbringen. Dafür werde ich immer dankbar sein.
In der Schule habe ich mich mit dem teilweisen Verlust der Freiheit arrangiert. Das Lernen fiel mir leicht und machte mir immer Spaß, und ich entwickelte einen gewissen Ehrgeiz, zu den Besten zu gehören. Ich erledigte nach der Schule meine Hausaufgaben und hatte immerhin den Nachmittag und die Ferien für diverse Dorfabenteuer zur Verfügung.
Als Kind und Jugendliche war mir nicht bewusst, dass ich in einem totalitären Staat lebe, die Andersdenkende und Selbstbestimmung hart bestraft. Solange man angepasst lebte und die Kommunistische Partei nicht offen kritisierte, konnte man relativ ruhig leben. Wer sich zu den „Idealen“ der Partei bekannte und aktiv die sowjetische Propaganda verbreitete, konnte auf eine gute Karriere hoffen. Um den gewünschten Studienplatz zu bekommen oder gar ins Ausland zu gehen, brauchte es Beziehungen, stramme Parteitreue und viel Geld. So musste ich mir das Journalismus-Studium in Kyiv abschminken, weil meine Eltern all das nicht hatten.
Die Westukraine war zwar auch Teil der Sowjetunion, wurde aber erst später besetzt und konnte von Moskau nicht so gründlich in Schach gehalten werden wie andere Regionen. Trotzdem gingen Kommunisten nach dem bewährten Schema vor und machten die Regimegegner mundtot, die für die ukrainische Unabhängigkeit und Selbstbestimmung kämpften. Erst 1991 gelang es der Ukraine, aus dem sowjetischen Völkergefängnis auszubrechen.
Im aktuellen russischen Krieg gegen die Ukraine geht es in erster Linie um die Selbstbestimmung, und genau deshalb schmerzt es mich so. Einer meiner wichtigsten Werte wird auf einer viel höheren Ebene als meine persönliche brutal verletzt. Genauso wie meine mutigen Landsleute sehe ich nicht nein, warum wir unsere Sprache nicht sprechen und unsere Kultur und unsere Werte nicht ausleben können und plötzlich ein Teil des russischen Imperiums werden sollen. Es ist lächerlich, dass die wahnsinnigen Kremlherren uns vorschreiben wollen, wie wir leben sollen. Und es ist tragisch, dass so viele Leben in diesem Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung ausgelöscht werden.
Neugierde
Würde ich für die Fortbildungen Geld bekommen, statt es auszugeben, würde ich mein Leben lang nur studieren;). Ich liebe es, etwas Neues zu lernen, mein Horizont zu erweitern und Zusammenhänge zu begreifen. Ich fühle mich so richtig lebendig, wenn ich etwas endlich verstanden habe und einen Aha-Moment habe.
Erst vor Kurzem habe ich den Fachbegriff dafür gelernt – ich bin anscheinend eine Scannerpersönlichkeit, die sich eben für alles Mögliche interessiert und verschiedene Talente hat.
Mein beruflicher Weg widerspiegelt das auch, das erkannte ich aber erst im Rückblick. Früher hielt ich es für eine Unzulänglichkeit, sich in nichts so richtig tief einarbeiten zu wollen und nicht bei EINER Sache dauerhaft zu bleiben.
Mein erster Studienabschluss als Deutschlehrerin an der Universität Uzhorod in der Ukraine machte mir meine Begabung und Interesse für Sprachen so richtig bewusst.
Nach dem Abschluss fragte ich mich, ob das schon alles gewesen ist und empfand es als etwas schade, mit dem Lernen aufzuhören. Klar, auch als Lehrerin hätte ich mich weiterbilden können und müssen. Aber ich wollte etwas komplett Anderes machen.
Ich entschied mich, für ein Jahr als Au-pair nach Deutschland zu gehen, um mein Deutsch zu verbessern und Land und Leute kennenzulernen. Dazu muss man sagen, dass es zu meiner Zeit nicht selbstverständlich war, während des Sprachstudiums ins jeweilige Land zu gehen und von den Muttersprachlern zu lernen. Das Studium war eher theoretisch und manche Dozenten waren selbst noch nie in Deutschland. Erst Anfang-Mitte der 90er-Jahren fiel der Eiserne Vorhang und Reisen in den Westen wurden möglich.
Deutschland beeindruckte mich sehr, die Menschen und das Leben waren so anders, wie in der postsowjetischen Ukraine. So viele neue Eindrücke und Erlebnisse mussten verarbeitet werden, aber ich war voll in meinem Element. Das Jahr verflog rasant, und wie schon damals nach der Uni, hatte ich das Gefühl, dass es nicht alles gewesen sein kann.
Per Zufall fiel mir eine Studienbroschüre der Hochschule für Politik München in die Hände, und ich war wie elektrisiert. Ich wollte mehr darüber erfahren, wie die Politik und die Gesellschaft funktionierten, vor allem in etablierten Demokratien. Ukraine begann damals die Transformation vom totalitären sowjetischen Regime hin zur Demokratie, es gab erste freie Wahlen, und ich kandidierte für den Stadtrat;).
Der Plan war also, Politik und Wirtschaft in Deutschland zu studieren und dann zurück in die Ukraine zu gehen und eine politische Karriere zu starten. Tja, das Studium habe ich erfolgreich abgeschlossen, aber aus der Karriere in der Politik wurde nichts. Ich habe in Deutschland Wurzeln geschlagen, eine Familie gegründet und nun lebe ich seit 25 Jahren in Deutschland.
Das Lernen und Endecken ging natürlich auch nach der Uni weiter, ich absolvierte unzählige Fortbildungen und las Hunderte Bücher über alle möglichen Themen, von der Philosophie, Spiritualität, Gesundheit, Politik, Finanzen, persönliche Entwicklung, Wildkräuter und vieles mehr.
Erst vor Kurzem habe ich eine weitere Ausbildung absolviert, diesmal als Bewusstseinsberaterin und Coach an der Maharishi International University in den USA. Das war noch einmal eine ganz andere, neue Welt des Wissens, in die ich eintauchte. Hier ging es Bewusstsein, Meditation, Yoga, Ayurveda und andere Modalitäten aus der uralten vedischen Tradition Indiens, modern interpretiert und wissenschaftlich erforscht. Und die nächste Ausbildung ist natürlich auch schon geplant, aber das verrate ich noch nicht;)
Warum die Werte für unsere Zusammenarbeit wichtig sind
Wie ich oben geschrieben habe, bestimmen die Werte unser Handeln, ja unser ganzes Leben. Natürlich auch die Arbeit. Als Selbstfürsorge-Coach werde ich dich an deine Selbstverantwortung erinnern und dir klarmachen, wer du wirklich bist. Du kannst mehr in deinem Leben selbst bestimmen, als du vielleicht denkst. Und wenn du nicht alles beeinflussen kannst, so kannst du bestimmen, wie du mit Dingen umgehst. Als neugieriger Mensch interessiere ich mich sehr für dich und deine Geschichte. Und stelle dir meinen ganzen Wissensschatz zur Verfügung.
Wow liebe Marianna,
in vielen Punkten sprichst du mir aus der Seelen. Ich bin im Osten Deutschlands groß geworden und kann diese tolitären Systeme gut nachvollziehen. Erst jetzt habe ich auch gelernt, was Selbstbestimmung heißt.
Herzlich willkommen im Kreis der Scanner, ich bin ebenso da drin.
Ich denke, wenn wir uns austauschen, vergehen Stunden. Lust darauf?
Magisch bunte Grüße von Ingrid