Es fällt mir immer noch schwer, mich mit ganz normaler Arbeit zu beschäftigen. Insbesondere wenn es Dinge sind, die zwar für mich als Selbständige wichtig sind, aber nicht direkt zum Geldverdienen beitragen. So wie dieses alte Blogger-Format mit 12 Bildern am 12. jeden Monats. Ich mache es trotzdem, weil ich es sehr schön finde, besonders achtsam durch den Tag zu gehen und ganz normalen Dingen Beachtung zu schenken.
An diesem Morgen, wie so oft seit dem Kriegsbeginn, habe ich Angst, die Nachrichten zu checken. Gestern Abend hieß es, dass Russland möglicherweise Chemiewaffen eingesetzt hat. Zuvor wurde das im russischen Fernsehen ernsthaft gefordert. Der Hass auf die Ukraine ist überwältigend, man will sie schlicht und ergreifend mit allen Mitteln dem Boden gleichmachen.
Ich begleite meine Mutter zum Arzt. Danach gönnen wir uns leckeres italienisches Eis. Ich bin sehr dankbar, dass Deutschland die ukrainischen Flüchtlinge so großzügig aufnimmt, und dass ein kostenloser Arztbesuch möglich ist.
Unser Gemeinde zeigt sich solidarisch mit der Ukraine. Das weiß ich sehr zu schätzen. Gleichzeitig denke ich, dass es leider viel mehr als Symbole und Flüchtlinhgshilfe braucht, um dem russischen Faschismus Einhalt zu gebieten. Wir alle haben es sehenden Auges so weit kommen lassen. Das müssen viel mehr Menschen wirklich begreifen.
Meine Nordterrasse erwacht langsam zum Leben, fast ein Monat später als die Nordseite. Ich nehme mir vor, dort viel mehr Frühblüher zu pflanzen. Hoffentlich denke ich im Herbst noch daran.
Auf der Südseite sind die Pflanzen schon viel weiter, meine Lieblingsjahreszeit bricht an. Es ist herrlich, wie Frühlingsfarben die Wintertrisresse verdrängen.
Unsere Katze Candy genießt das schöne Wetter und hat auch schon einige Jagdaufsflüge unternommen. Dabei frisst sie die Beute nicht auf, sondern beißt nur den Kopf ab und legt sie vor der Tür ab;).
Happy CoBlogging mit den lieben Kolleginnen aus The Content Society. Es gibt drei Termine pro Woche, und ich versuche wieder Fuß zu fassen, nachdem ich beim Bloggen etwas hinterher hänge. Es gelingt mir nur bedingt, fokussiert zu bleiben, aber ich feiere auch kleine Babyschritte.
Ich beschließe, zum Sport zu gehen und sehe unterwegs diese Kinderzeichnungen. Die Kinder verarbeiten den Krieg auf ihre eigene Art und Weise. Und ich muss an die Hunderte, vielleicht Tausende tote, verletzte und vergewaltigte (!!!) Kinder in der Ukraine denken. Wie viele werden es noch sein, bis Russland mit dem Terror aufhört ? Es ist zum Verzweifeln.
Beim Verfassen dieses Beitrags ist mir aufgefallen, das meine Wahrnehmung und dadurch ausgelösten Assoziationsketten sehr stark vom Krieg in der Ukraine beeinflußt sind. Ich beobachte sozusagen die Wahrnehmungsfilter live bei der Arbeit, sehr spannend für mich als passionierte Küchenpsychologin;).
Wenn ich z.B. eine Katze sehe, muss ich an die verlassenen, getöteten oder elendig verreckten Haustiere in zerbombten Städten denken. Wenn ich an einem Kinderspielplatz vorbeigehe, denke ich an tote und traumatisierte ukrainische Kinder und verminte Spielplätze in Kyiwer Vororten. Jegliche blau-gelb-Kombos triggern diese Gedanken zusätzlich. Und es ist gut so, denn die Welt muss wach bleiben, bis dieser Krieg beendet und das böse Möchtegern-Imperium Geschichte ist.
Schön, dass du wieder beim 12 von 12 mitgemacht hast – trotz oder gerade weil das so schwer ist, angesichts des Krieges in der Ukraine unseren vermeintlich „banalen“ Alltag zu leben. Und genau deshalb ist es ein wichtiges Zeitdokument, das genau das dokumentiert.